Hilfekompass

Hilfestufe 1
Reden mit Freunden & Familie
Die erste Option, wenn es dir nicht gut geht, ist meistens ein Gespräch mit vertrauten Personen.
Geeignet, wenn
- du etwas ungewöhnliches erlebt hast, über das du sprechen willst
- dir es schlechter geht als sonst und du nicht weißt, was du tun sollst
- du mit anderen Personen ein Problem hast und nicht weißt, wie du damit umgehen sollst
Nicht geeignet, wenn
- diejenige Person Teil des Problems ist
- du deinen Freunden und deiner Familie deine Probleme nicht anvertrauen willst oder kannst
- du bereits mit ihnen gesprochen hast und keine Hilfe erhalten hast
Wie gehe ich dabei vor?
Zunächst: mach dir keine Sorgen, dass deine Eltern sich aufregen oder schlecht reagieren. In der Regel haben Eltern Verständnis dafür und wollen dir helfen! Hilfreich ist, wenn du das Gespräch vorher planst und dir klare Ziele für das Gespräch formulierst.
Hier findest du Tipps, wie du ein Gespräch über Probleme formulieren kannst und worauf du achten solltest.

Hilfestufe 2
Beratung
Ein Beratungsgespräch ist super einfach zu bekommen und die Expert:innen können dir meistens unkompliziert weiterhelfen!
Geeignet, wenn
- du mit einer Person von außen über deine Situation sprechen willst
- du nicht lange auf eine Therapie warten möchtest
- du dir nicht sicher bist, an wen du dich wenden solltest. Die Beratungsstellen leiten dich auch gerne weiter!
Auch wenn es dir schwerfällt, dich Fremden zu öffnen, brauchst du keine Angst haben. Die Berater:innen sind alles Experten und gehen professionell mit deiner Situation um.
Nicht geeignet, wenn
- Eine Beratung ist nie falsch und dir kann hier eigentlich immer weitergeholfen weitergeholfen werden!
- Wenn du jedoch nur ein kleines Problem hast, ist es vielleicht einfacher mit deinem Umkreis zu sprechen.
- Wenn du psychisch erkrankt bist und es dir über einen längeren Zeitraum (über 1 Monat) schlecht geht, kommt eventuell auch eine Therapie infrage. Bis du einen Platz erhältst, kannst du eine Beratung aber auch zwischendurch in Anspruch nehmen!
Was für Beratungsangebote gibt es und wie komme ich dahin?
Es gibt 4 Arten von Beratungen, die für dich infrage kommen:
Schulpsychologe: Schaue hierfür mal auf der Website deiner Schule nach, ob es einen Psychologen an deiner Schule gibt und wie du ihn erreichen kannst.
Lokale Beratungen: Wir haben für dich alle Beratungsstellen in deiner Nähe zusammengefasst
Online Beratungen: Auch alle relevanten Online-Beratungen findest du in unserer App.
Telefonberatungen: Auch die Telefonberatungen , die dir helfen können, findest du in unserer App. Hilfreich ist, wenn du das Gespräch vorher planst und dir klare Ziele für das Gespräch formulierst.

Hilfestufe 3
Ambulante Psychotherapie
Eine Psychotherapie ist ein regelmäßiges Gespräch mit einem Arzt, der mit dir deine psychische Krankheit heilen will.
Geeignet, wenn
- du schon länger (über einen Monat) denkst, dass du an einer psychischen Krankheit leidest
- die Krankheit dich in deinem Alltag wesentlich einschränkt
- du mit einem Arzt die Ursachen der Krankheit aufarbeiten willst und gesund werden willst
- du dir unsicher bist, ob du wirklich eine psychische Krankheit hast. Eine Therapie beginnt immer mit einem Erstgespräch - solltest du nicht erkrankt sein ist niemand böse auf dich!
Nicht geeignet, wenn
- du keine psychische Krankheit sondern ein Problem wie Liebeskummer hast. In dem Fall ist es wahrscheinlich besser, mit deiner Familie/Freunden zu sprechen oder ein Beratungsangebot wahrzunehmen
- du mit deiner Situation nicht länger warten kannst. In dem Fall solltest du entweder zur Überbrückung zu einer Beratung, oder wenn es wirklich schlimm ist zu einer Psychiatrie gehen.
- du akut suizidgefährdet bist. In diesem Fall solltest du die 112 wählen, die dir sofort helfen.
Nächste Schritte
Leider gibt es aktuell hohe Wartezeiten bei den meisten Therapeut:innen. Kümmere dich also am besten früh um einen Platz, absagen kannst du noch immer!
Du findest alle verfügbaren Therapeut:innen in unserer App. Schau dir die verschiedenen Profile an und entscheide selbst, an wen du dich wenden möchtest.
Rufe zu den Öffnungszeiten am besten einfach in der Praxis an oder schreibe eine Mail. Dann erhältst du zeitnah eine Antwort. Solltest du innerhalb einer Woche nichts gehört haben, probiere es mit einer anderen Praxis. Das hat dann nichts damit zu tun, dass du keine Therapie bekommen sollst. Manche Praxen sind einfach komplett überfordert mit dem Andrang.
Zu den ambulanten Psychotherapeut:innen in deiner Nähe
Hilfestufe 4
(Teil-)stationäre Psychotherapie
Eine (teil-)stationäre Therapie findet in Tageskliniken statt. Du kannst dir es wie ein Krankenhaus vorstellen, in dem du den ganzen Tag auf dich zugeschnittene Therapieformen und Übungen durchführst. Abends gehst du meistens trotzdem nach Hause.
Geeignet, wenn
- du schon länger in Psychotherapie warst, ohne dass es dir merklich besser geht
- ein:e Ärzt:in dir empfiehlt, eine (teil-)stationäre Therapie zu beginnen
Nicht geeignet, wenn
- du noch nie eine ambulante Therapie begonnen hast, das ist meistens der bessere Einstieg
- du eine Therapie mit deinem Alltag verbinden möchtest. Auch dann ist es besser, wenn du dir einen ambulanten Psychiater:in suchst
- du akut suizidgefährdet bist. In dem Fall wähle bitte die 112, dort kann dir sofort geholfen werden
Nächste Schritte
Leider gibt es aktuell hohe Wartezeiten bei den meisten Kliniken. Kümmere dich also am besten früh um einen Platz, absagen kannst du noch immer!
Meistens wird ein Arzt oder eine Therapeut:in dir empfehlen, in eine stationäre Therapie zu gehen.
Du kannst dich aber auch freiwillig einweisen, wenn du das Gefühl hast, dass diese Therapieform dir am meisten hilft. Wir würden dir trotzdem empfehlen, zunächst mit deinem Hausarzt oder Therapeuten zu sprechen, bevor du dich bei einer Klinik meldest, da diese deine Situation meistens besser einschätzen können als du.
Zu den (teil-)stationären Psychotherapeut:innen in deiner Nähe
Kleines Therapie-Lexikon
Du bist dir unsicher, was bestimmte Begriffe bedeuten? Die Welt der Therapie ist kompliziert und verwirrend. Hier versuchen wir, dir die wichtigsten Begriffe zu erklären!
Berufsformen
Folgende Berufsformen kannst du auf deinem Weg zur Besserung begegnen: Psycholog:in, Psychotherapeut:in, Psychiater:in. Hier bekommst du eine knappe Einführung in die jeweiligen Berufe.
Psycholog:in
- abgeschlossenes Psychologiestudium ohne weitere Zusatzausbildungen
- kann keine Krankheiten therapieren, sondern hilft bei Problemen wie Schlafproblemen
- arbeitet z.B. in Unternehmen oder als Coach
Psychotherapeut:in
- abgeschlossenes Psychologiestudium
- zusätzlich langjährige Weiterbildung/Ausbildung in der Psychotherapie
- kann dann offiziell in einer niedergelassenen Praxis psychische Krankheiten mit verschiedenen Therapieformen behandeln
- darf keine Medikamente verschreiben, da sie:er kein:e Ärzt:in ist
Psychiater:in
- abgeschlossenes Medizinstudium
- anschließend mehrjährige Weiterbildung zur:zum Fachärzt:in der Psychiatrie
- darf als Ärzt:in Medikamente (für psychisch Erkrankte) verschreiben, z.B. in niedergelassener Praxis oder einer Klinik
- mit einer Weiterbildung im Bereich der Psychotherapie kann ein:e Psychiater:in auch als anerkannte:r ärztliche:r Psychotherapeut:in psychisch erkrankte Menschen behandeln und therapieren
Therapieformen
Es gibt verschiedene Therapieansätze, die bei jeweils unterschiedlichen Problemen und Situation eingesetzt werden. Dein:e Therapeut:in wird mit dir besprechen, was am meisten Sinn ergibt. Du musst diese Entscheidung also nicht treffen.
- Kognitive Verhaltenstherapie (VT): An konkreten Stellen wird an Problemen gearbeitet. Dadurch werden Veränderungen im Denken und Handeln eingeübt.
- Tiefenpsychologische Therapie (TP): Es werden unterbewusste Konflikte oder Erlebnisse aus der Vergangenheit thematisiert. Diese werden dann auf das Verhalten im Hier und Jetzt bezogen.
- Psychoanalyse: Es werden unterbewusste Motive aus der Person erkundet und in deine Gesamtpersönlichkeit integriert.
- Systemische Therapie: Ist eine Mischung aus der VT und TP. Beide Verfahren werden ergänzend eingesetzt.
Therapieformate und Kosten
Du willst wissen, wie eine Therapie konkret aussehen kann? Wer übernimmt die Kosten, die entstehen? Hier findest du die wichtigsten Antworten. Übrigens: Jeder hat in Deutschland eine Krankenkasse. Es gibt private und gesetzliche Versicherungen.
- Wöchentliche Sitzungen bei einer:einem Therapeut:in: Hier kommst du meistens einmal die Woche in die Praxis und ihr führt ein Gespräch. Die Kosten übernimmt deine Krankenkasse.
- Quartalsweise Sitzung bei einer:einem Psychiater:in: Wenn du zum Beispiel aus einer stationären Klinik entlassen wirst, kann es sein, dass du 4x pro Jahr zur:zum Psychiater:in gehst, um deinen aktuellen Fortschritt zu überprüfen. Die Kosten übernimmt deine Krankenkasse.
- Stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrien: Für schwere Fälle gibt es die stationäre Psychiatrie. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, wenn ein:e Ärzt:in oder Therapeut:in eine Psychiatrie bei dir für sinnvoll erachtet.
- Therapie-Heilpraktiker:in: Heilpraktiker:innen werden grundsätzlich nicht von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Private Krankenkasssen übernehmen sie teilweise, aber nicht immer. In unserer App findest du deshalb keine Heilpraktiker:innen.