Borderline
Allgemeines über Borderline
Es fällt dir schwer, stabile Beziehungen zu haben? Du leidest unter unkontrollierten Gefühlsschwankungen und verspürst häufig eine hohe Anspannung? Du verspürst den Drang, dich selbst zu schädigen? Dann könntest du eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickeln.
Hier erfährst du alles Wichtige über die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Das Wichtigste aber jetzt schon mal: Es gibt Wege, damit umzugehen! Du musst also keine Angst haben, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Was bedeutet Borderline-Persönlichkeitsstörung?
“Borderline” ist eine Form einer “emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung"
Diese zeichnet sich durch ein starkes Gefühl der inneren Leere aus, durch wechselhafte Beziehungen und ein großes Bemühen, das Verlassenwerden zu vermeiden. Fachleute nennen es eine "emotional instabile Persönlichkeitsstörung", ähnlich dem Motto „Ich hasse dich, verlass mich nicht!“
Du leidest oft unter selbstschädigendem Verhalten, wie z.B. exzessivem Alkohol- oder Drogenkonsum oder selbstverletzendem Verhalten. Unsicherheiten mit deinem Selbstbild spielen dabei auch eine große Rolle.
Wichtig ist, dass deine Persönlichkeit im Jugend- und jungen Erwachsenenalter noch sehr in der Entwicklung ist. Daher sollte man zu diesem Zeitpunkt eher von emotional instabiler Persönlichkeitsentwicklung sprechen.
Welche Symptome können bei Borderline auftreten?
Borderline kann nicht an einem einzelnen Symptom festgemacht werden. Es handelt sich um ein Zusammenspiel aus Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten, sowie von starker Impulsivität. Das Störungsbild ist von extremen Stimmungsschwankungen geprägt. Viele Betroffene sind sehr misstrauisch und neigen deshalb zu Fehlinterpretationen von sozialen Situationen.
Diese Symptome verwenden Fachleute für eine Diagnose:
Verzweifeltes Bemühen, nicht verlassen zu werden
Instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen
Impulsivität in mindestens zwei selbstschädigenden Bereichen
Instabiles Gefühls- und Gemütsleben
Chronisches Gefühl von Leere
Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren
Identitätsstörung
Dissoziative Symptome oder paranoide Vorstellungen
Selbstverletzendes Verhalten wird in den Medien oft mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung in Verbindung gebracht, gehört aber nicht zwangsläufig zur Diagnose „Borderline“.
Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung erleben sich bei folgenden Situationen als instabil:
Regulieren der eigenen Gefühle
Schwierigkeiten, auf sich selbst zu achten
Pflege & Umgang mit sozialen Beziehungen
Wenn mehrere Punkte auf dich zutreffen, solltest du dich mit einer professionell ausgebildeten Expert:in in Verbindung setzen. Wichtig ist, dass nur ein:e Fachärzt:in oder -therapeut:in feststellen kann, ob du wirklich unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidest. Die Symptome von vielen psychischen Krankheiten sind sehr ähnlich und für Betroffene schwer zu unterscheiden.
Was sind Ursachen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Die Ursachen für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung sind sehr vielfältig und deshalb gar nicht eindeutig zu bestimmen. So wie alle Persönlichkeitsstörungen ist auch Borderline keine Erbkrankheit. Bei dieser Persönlichkeitsstörung muss immer sehr genau auf den Einzelfall geschaut werden.
Folgende Faktoren können das Risiko einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erhöhen:
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit
Missbrauch
Körperliche und seelische Gewalt
Geringe Erfahrungen oder sogar der Entzug von Liebe, Wärme und Zuneigung
Instabile Beziehungsmuster im Umfeld
Ein invalidierendes Umfeld
Was hilft bei einer Stigmatisierung von Borderline?
Aussagen wie: "Du übertreibst", "Du bist zu emotional" oder "Du bist toxisch und manipulativ" sind verletzend, abwertend und helfen niemandem. Schon gar nicht den Betroffenen! Ein "normaler" Umgang mit einem Menschen, der an dieser “emotional instabilen Persönlichkeitsstörung” leidet, ist eine besondere Herausforderung. Irrtümer und zu wenig Wissen sind Auslöser für folgende Merkmale, die dir und anderen helfen können:
Versuche, deine Energie für dich zu nutzen, und teile deinem Umfeld mit, dass du...
dir deine Persönlichkeitsstörung nicht ausgesucht hast, weil du Lust drauf hattest.
dich abwendest und weggehst, wenn Menschen dir sagen, dass du selbst schuld bist.
deine Symptome aussprichst und sagst, wie schwer sie für dich auszuhalten sind.
ehrlich bist und sagst, dass du dich von alleine nicht dagegen wehren kannst.
Je mehr Menschen sich trauen, über diese Erkrankung zu reden, desto weniger müssen Betroffene unter Schamgefühlen leiden, weil sie denken, sie seien schlechte Menschen. Denn das stimmt so nicht! Du kannst noch ganz viele andere Seiten haben. Deine Borderline-Persönlichkeitsstörung macht dich nicht als Menschen aus.
Gibt es Tipps, wenn ich betroffen bin?
Borderline ist eine psychische Krankheit. Wenn du denkst, dass du davon betroffen bist, solltest du dir psychologische Unterstützung holen. Passende Angebote findest du in unserer App unter "Hilfsangebote".
Wenn du aktiv von den Symptomen betroffen bist, können dir bestimmte Fertigkeiten (sogenannte Skills) helfen. Sie helfen, deine Symptome zu reduzieren. Du solltest dich dann akut wieder besser fühlen.
Zuerst guckst du dabei, in welchem Zustand du dich befindest. Du beziehst dich auf deine Stresstoleranz, den Umgang mit Gefühlen und zwischenmenschlichen Fertigkeiten. Danach benutzt du einen passenden Skill, um mit der Situation klarzukommen.
1. Unterteile deine Anspannung in diese 3 Bereiche von 0 bis 100:
niedrig: 0-30 (alles ok)
mittel: 30-70 (starte unbedingt mit Skills)
hoch: 70-100 (Achtung, das kann dein "point of no return" sein. Klar denken und reagieren geht nicht mehr)
2.Skills Vorschläge...
...bei Niedrigstress:
Telefonieren
Freund:innen treffen
Social Media nutzen
Tiere beobachten
Kuscheltier fest drücken
...bei Mittelstress:
Tempo rausnehmen. Alles unternehmen, was dir hilft, dich zu beruhigen, ohne deinem Köper zu schädigen.
Bewusstes Gehen / Schmecken / Riechen / Fühlen und Hören
Augen schließen und bewusstes Atmen. Zähle 1 beim Einatmen und 2 beim Ausatmen und wiederhole das 10 mal
Meditation, wenn du darin bereits geübt bist!
... bei Hochstress:
eine Chilischote kauen
ins Kissen schreien
laute Musik hören
3x Treppe runter und wieder hoch laufen
Kühlpack oder Wärmesalbe auf die Arme
Gibt es professionelle Hilfe, die ich aufsuchen kann?
Borderline ist eine psychische Krankheit. Mit Hilfe von Psychotherapie kannst du lernen damit umzugehen. In einer Psychotherapie besprichst du mit einer:einem Expert:in, wie du deine Persönlichkeit wieder stabilisierst und wie du ein gesundes Leben führen kannst.
Solltest du das Gefühl haben, dass du unter Borderline-Symptomen leidest, solltest du Kontakt zu einer:einem Expert:in aufnehmen. Alle relevanten Informationen findest du dafür im Hilfekompass (Bereich Hilfsangebote). Außerdem findest du konkrete Anlaufstellen unter Stufe 3 und Stufe 4 im Bereich Hilfsangebote.
Teilweise sind die Wartelisten für eine Psychotherapie sehr lang. Solltest du auf einen Termin warten müssen, kann auch das Aufsuchen einer Beratung sinnvoll sein. Schau in diesem Fall mal bei unseren Angeboten für Beratungen (Stufe 2) nach.
Wichtig ist nur, dass du dich traust, etwas gegen deine Krankheit zu unternehmen. Nur so kannst du auch langfristig wieder gesund werden.
Brauchst du Hilfe zum Thema Borderline?
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