Schizophrenie
Allgemeines über Schizophrenie
Du fühlst dich verändert? Deine Gefühle und Emotionen sind eher distanziert? Du ziehst dich zurück? Eventuell hörst und siehst Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Dann könntest du an einer Schizophrenie leiden.
Hier erfährst du alles Wichtige über Schizophrenie. Das Wichtigste aber jetzt schon mal: Schizophrenie sind Erkrankungen und es gibt Wege einen guten Umgang damit zu finden. Du musst also keine Angst haben, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Was bedeutet Psychose bzw. Schizophrenie?
In beiden Fällen ist deine Wahrnehmung erkrankt. Du erlebst deine Gedanken und deine Emotionen als verändert, merkwürdig oder sogar bedrohlich.
Mit Schizophrenie ist meist eine deutliche Beeinträchtigung deines Denkens, deiner Wahrnehmung und deiner Emotionen gemeint. Eine Schizophrenie kann sehr unterschiedliche Formen haben. Verschiedene Symptome können im Vordergrund stehen. Eine Schizophrenie kann sehr plötzlich auftreten (akut) oder sich langsam entwickeln (schleichend).
Bei einer Psychose handelt es sich um etwas Wahnhaftes. Du glaubst oder bist von etwas überzeugt, was von den meisten Menschen der Gesellschaft so nicht geglaubt wird. Wahrscheinlich wirst du kaum in der Lage sein, das hier gerade zu lesen, wenn du aktuell einen sogenannten “Schub” hast. Bei der Schizophrenie ist der Realitätsbezug deutlich beeinträchtigt. Viele Betroffene nehmen sich nicht mehr als eigenständige Person wahr. Beschwerden schizophrener Menschen betreffen vor allem deren Denkstruktur, die Reizverarbeitung und Sinneswahrnehmungen.
Welche Symptome können bei einer Schizophrenie auftreten?
Es gibt verschiedene Formen von Schizophrenie. Die häufigste ist die paranoide Schizophrenie, aber auch eine hebephrene Form (vor allem Antriebsminderung, Denkzerfahrenheit und abgeflachte Affekte) sowie katatone Formen (hauptsächlich motorische Erscheinungen) sowie Schizophrenien in Kombination mit depressiver Episoden.
Allgemeine Symptome:
Lustlosigkeit, Schlaf- oder Antriebsstörungen, eine monatelang gedrückte Stimmung
Zufällige Umwelteindrücke werden auf sich selbst bezogen
Abnehmendes Interesse in der Schule/Arbeit
Launisch und uninteressiert wirken
Anspannung, Nervosität, Ruhelosigkeit, Konzentrationsprobleme
Entscheidungs- und Konzentrationsschwierigkeiten
Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
Leichtere Reizbarkeit, zunehmendes Misstrauen
Folgende Fachbegriffe werden hierzu oft verwendet:Wahnvorstellungen: Die Person ist von etwas überzeugt, was objektiv gesehen, nicht der Wahrheit entspricht
Halluzinationen sind Sinnestäuschungen, bei der etwas wahrgenommen wird, was keine tatsächliche Ursache hat
Bei Pseudohalluzination merkt die betroffene Person, dass es sich nicht um eine reale Wahrnehmung handelt.
Ich-Störungen: Hier können die Grenzen zwischen der eigenen Person und der Umwelt nicht mehr klar wahrgenommen werden.
Formale Denkstörungen: ein gestörter Ablauf im Denken (z.B. zu schnell oder langsam, oder keine logische Schlüssigkeit)
Störungen im Affekt: kurze Reaktionen auf etwas, die vergleichsweise stärker sind
Störungen des Antriebs und Sozialverhaltens: bspw. weniger Energie und Eigeninitiative im Alltag
Katatone Symptome: stark verkrampfte, unnatürliche Haltung deines Körpers
Folgende Beispiele können dir eventuell helfen diese besser zu verstehen:
Du erlebst unangenehme Sinnestäuschungen
Du hörst Stimmen in deinem Kopf, die abwertende Kommentare äußern oder miteinander sprechen oder dich zu etwas auffordern wollen
Der Eindruck, das Fremde auf der Straße oder in der U-Bahn über einen sprechen
Deine Gedanken geraten durcheinander und werden von anderen Gedanken gestört
Autonummern, Zeitungstexte, Gesten von Mitmenschen bekommen plötzlich eine besondere Bedeutung, sollen einem „etwas sagen“
Rückzug aus sozialen Umfeld und körperliche Vernachlässigung
Verlust der Fähigkeit, zusammenhängend und geordnet zu denken oder auch zu sprechen
Achte unbedingt auf die Warnsignale deines Körpers und vor allem deiner Seele. solltest du eine deutliche Wesensveränderung an dir oder Personen in deinem Umfeld feststellen, sollte dies unbedingt abgeklärt werden.
Wichtig ist jedoch, dass nur ein:e Fachärzt:in feststellen kann, ob du wirklich unter einer Psychose oder Schizophrenie leidest. Die Symptome von vielen psychischen Krankheiten sind ähnlich und für Betroffene schwer zu unterscheiden.
Was sind Ursachen für eine Schizophrenie?
Eine Schizophrenie ist extrem komplex mit sehr unterschiedlichen Symptomen. Daher kann auf keinen Fall von nur einer Ursache ausgegangen werden. Ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren kann zu einer Entstehung führen. Hierzu gehören:
Genetische Faktoren
Hirnschädigung (z.B. Demenzerkrankung, Schädel-Hirn-Trauma)
neurologische und kognitive Auffälligkeiten (Epilepsie, Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson)
Infektionen sowie auf Stoffwechselentgleisungen (z.B. Intoxikationen durch organische Schäden an Leber, Nieren)
Medikamente und Psychostimulantien (z.B. LSD, Cannabis)
Geburtskomplikationen, Infektionen
psychosoziale Einflüsse
Es ist wichtig zu wissen, dass der Konsum bestimmter Drogen, die Symptome einer Schizophrenie auslösen bzw. die Erkrankung „lostreten“ können. Auch nach Abklingen der Denkstörungen und Sinnestäuschungen können depressive Zustände mit starker Erschöpfung oder anhaltende Beeinträchtigungen auftreten.
Was hilft bei einer Stigmatisierung von Schizophrenien?
Leute, die denken und sagen: "Du bist ja irre, verrückt, ein Psycho, ..." haben häufig selbst starke Ängste oder sind einfach überfordert mit der Situation. Ein "normaler" Umgang mit einem Menschen, der an einer Schizophrenie erkrankt ist, ist eine besondere Herausforderung. Irrtümer und zu wenig Wissen, sind Auslöser für folgende Merkmale, die dir und anderen helfen können:
Schizophrenie...
ist ein Produkt von Fehlwahrnehmungen und Fehlinterpretationen der Umwelt
kann in jedem Alter auftreten, auch bei Kindern und Jugendlichen
ist keine Persönlichkeitsspaltung
hat nichts mit Intelligenz zu tun
Je mehr Menschen sich trauen, über Schizophrenie zu reden, desto weniger musst du unter Schamgefühlen leiden, weil du denkst, etwas sei mit dir nicht in Ordnung. Denn das stimmt so nicht! Du bist absolut in Ordnung so, wie du bist. Deine Schizophrenie ist es aber nicht.
Gibt es Tipps, wenn ich betroffen bin?
Diese Tipps können dir helfen, wenn du das Gefühl hast, du könntest an einer Schizophrenie leiden. Wenn deine Symptome aber schon stark ausgeprägt und lange vorhanden sind, solltest du dir schnell Hilfe holen.
Tagesablauf:
Versuche einen regelmäßigen Tagesrhythmus herzustellen. Es ist hilfreich, wenn du eine klare Routine hast, die du jeden Tag durchführst, wenn du zum Beispiel aus der Schule oder aus der Uni kommst. Zieh dich nicht zurück und lege dich den ganzen Tag ins Bett.Kontakte:
Treffen von Freund:innen und Familie ist wichtig. Versuche in diesen Kontakten unbedingt darüber zu sprechen, was in deinem Kopf passiert, was du gerade erlebst. Tausche dich mit anderen Betroffenen über deine Erfahrungen aus.Etwas Gutes:
Überlege dir, was dir Spaß macht und mache diese Aktivitäten. Auch wenn es sich vielleicht anders anfühlt, wirst du merken, dass dir diese Dinge auch jetzt gut tun. Du kannst zum Beispiel etwas Leckeres kochen oder dir einen schönen Film ansehen, oder ein gutes Buch lesen, um auf andere Gedanken zu kommen.
Wenn du selbst noch weitere Tipps hast, die du mit anderen teilen willst, schreib uns gerne auf Instagram oder TikTok (@betweenthelinesapp).
Wir freuen uns über deine Tipps und werden sie hier integrieren!
Gibt es professionelle Hilfe, die ich aufsuchen kann?
Schizophrenie und psychotische Symptome sollten unbedingt fachärztlich behandelt werden. Eine Schizophrenie ist behandelbar, nachdem sie offiziell diagnostiziert wurde. Es gibt verschiedene Optionen für dich, die wir hier und auch im Bereich "Hilfsangebote" für dich zusammengefasst haben. Zum einen findest du dort den "Hilfekompass", der dir sagt, in welcher Situation welche Hilfe sinnvoll ist. Du findest aber auch ganz konkrete Anlaufstellen, die du direkt über die App kontaktieren kannst!
Grundsätzlich gibt es für dich folgende Optionen:
Stufe 1: Sprich mit deinen Eltern oder deinen Freund:innen über deine Situation. Wenn du dich ihnen gut anvertrauen kannst, erzähle ihnen, dass es dir schlecht geht und du eventuell unter einer Schizophrenie leidest.
Stufe 2: Suche ein Beratungsangebote auf. Es gibt viele kostenlose und gute Beratungen, die dir weiterhelfen können. Neben Beratungen in deiner Nähe gibt es auch Online- und Telefonangebote. Alle findest du im Bereich "Hilfsangebote".
Stufe 3: Eine Diagnose von Psychose/Schizophrenie setzt immer eine sorgfältige psychiatrische und neurologische Untersuchung einschließlich einer genauen medizinischen Abklärung voraus. Eine vollständige Liste von Behandler:innen findest du auch im Bereich "Hilfsangebote" (Stufe 3).
Stufe 4: Wenn du über mehrere Monate an Psychose/Schizophrenie leidest, ein normales Leben nicht mehr möglich ist und du schon die ersten 3 Stufen ausprobiert hast, kommt auch eine (teil-)stationäre Psychiatrie infrage. In diesen speziellen Krankenhäusern wird sich intensiv um dich gekümmert und ein Weg aus der Krankheit erarbeitet.
In akuten Notsituationen rufst du den Rettungsdienst 112 rufen.
Wichtig ist nur, dass du dich traust, etwas gegen deine Krankheit zu unternehmen. Nur so kannst du auch langfristig wieder gesund werden.