Gewalt
Allgemeines über Gewalt
Du erlebst Dinge, die Angst machen, Brutalität, Drohungen, Schuldzuweisungen, Zerstörung oder Zwang? Dann erlebst du Gewalt.
In diesem Kapitel erfährst du, was Gewalt ist. Du erfährst, wo die Grenzen sind und was du tun kannst, wenn du Gewalt erlebst. Außerdem findest du bei uns konkrete Anlaufstellen, die dir gerne weiterhelfen.
Was versteht man unter Gewalt?
Jemand wendet Gewalt an, wenn er physisch (z.B. mit Schlägen) oder psychisch (z.B. Drohungen) eine andere Person einschüchtert und beeinflusst.
Gewalt kann körperlich auftreten. Diese Form der Gewalt ist oft gut sichtbar. Beispiele davon sind, wenn du zum Beispiel geschlagen oder getreten wirst. Diese physische Gewalt gibt es in unterschiedlichen Stufen. Es fängt an mit allen kleineren Aktionen, die dir weh tun. Auch das ist Gewalt. Die härtesten Formen der Gewalt können jedoch zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen.
Gewalt findet aber auch psychisch statt. Dazu zählt zum Beispiel Mobbing (dazu haben wir ein weiteres Thema), Ausgrenzung, Vernachlässigung, Drohung oder Vernachlässigung. Diese Form der Gewalt ist schlechter zu sehen. Sie kann aber (mindestens) genau so gefährlich sein, da sie die mentale Gesundheit der Betroffenen stark beeinflussen kann.
Welche Arten von Gewalt gibt es?
Gewalt kann auf ganz verschiedene Arten ausgeübt werden. Es gibt klare Anzeichen wie Verletzungen, es gibt aber auch Gewalt, die fast nicht auffällt. Auch Gewalt mitzubekommen ist problematisch, egal in welcher Form. Oft fühlen wir uns wie gelähmt, fliehen oder üben selber Gewalt aus. Gewalt kann sich in folgenden Formen äußern:
1. Merkmale von körperlicher Gewalt:
alle Berührungen (insbesondere sexuelle) & Kontakte durch Personen, von denen du es nicht möchtest
Schlagen, Treten oder Würgen
alle bewusst beigefügten Verletzungen
Angriffe mit Waffen
2. Merkmale von emotionaler Gewalt:
Erniedrigung
Bedrohungen
Einschüchterungen
Einschränkung der Freiheiten
Überwachung
All diese Aktionen gehören zur Gewalt. Gewalt kann übrigens überall entstehen:
Zu Hause
In einer Beziehung
In der Öffentlichkeit
In der Schule oder am Arbeitsplatz
Unter Freund:innen
Auf Social Media
Wenn du davon betroffen bist, solltest du am besten professionelle Hilfe aufsuchen. Darüber zu sprechen ist der erste Weg der Besserung.
Wie machen sich Gewalterfahrungen bemerkbar?
Du glaubst, du leidest unter Gewalterfahrungen? Hier erfährst du, wie Opfer von Gewalt meistens reagieren.
Es gibt nicht nur viele Arten von Gewalt, auch die Reaktionen der Opfer sind sehr unterschiedlich. In jedem Fall ist die Ausübung von Gewalt jedoch falsch! Meistens ist sie sogar strafbar. Wichtig ist, dass du als Opfer von Gewalt keine Schuld trägst. Sogenanntes „Victim Blaming“ ist leider häufig vertreten. Folgende Reaktionen gibt es beispielsweise:
Einfrieren, Angreifen oder Fliehen: Droht uns Gefahr entsteht zunehmend ein Rückzugsverhalten, wobei die Dauer und Häufigkeit der Angstzustände zunimmt und sich damit die Gefahr von Gewalt erhöht.
Starke Anspannung: erhöhter Herzschlag, Schwitzen, Kreislaufprobleme und Schwindel, Panikattacken oder sogar Ohnmacht
Was uns oft daran hindert aktiv gegen Gewalt eingreifen zu können diese Merkmale sein:Angst: Oft haben Opfer Angst vor Petzen oder Verrat, Scham und Schuldgefühle ebenso wie Kontrollverlust
Diese Reaktionen sind zunächst natürlich. Wichtig ist, dass du selbst nicht aus Rache oder Frust Gewalt ausübst, sondern dir Hilfe suchst, bevor die Situation eskaliert. Selbsthilfe und Profesionelle Hilfe findest du auf den nächsten Seiten.
Tipps gegen Gewalt, wenn du sie erlebst und oder selbst betroffen bist.
Bestimmte Verhaltensweisen reduzieren Gewalt. Erfahre hier, was du für dich tun kannst.
Wenn dir aktiv Gewalt zugefügt wird, solltest du schnell handeln. Egal ob körperliche oder mentale Gewalt, beide können dir langfristig schaden. In der akuten Notsituation gilt:
Mach dich bemerkbar, egal wie. Zur Not kannst du auch einfach schreien
Entferne dich vom Gefahrenort und versuche nicht den Helden zu spielen
Wenn du Online Gewalt mitbekommst, blockiere diese Kontakte konsequent.
Auf Plattformen wie Instagram und TikTok kannst du Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Sexismuss melden.
Wenn du verletzt bist, wähle die 112. Ein Krankenwagen kann dir dann helfen.
Wenn du bedroht wirst, wähle die 110. Die Polizei kann dir helfen, die nächsten Schritte zu besprechen.
Wenn die akute Notsituation vorbei ist (oder es keine gab), macht es immer Sinn, dir vertraute Leute zu suchen, mit denen du reden kannst. Das können Freunde, Lehrer:innen oder dein Eltern sein. Auch wenn es vielleicht schwer für dich ist, weil du vielleicht Angst hast: Es hilft immer, sich Leuten anzuvertrauen.
Außerdem ist es hilfreich, professionelle Hilfe aufzusuchen. Gerade wenn du nicht viel Aufmerksamkeit erzeugen willst (und deshalb z.B. nicht die Polizei rufen willst), kannst du trotzdem eine Beratungsstelle besuchen und dich informieren lassen. Mehr darüber erfährst du auf der nächsten Seite.
Gibt es professionelle Hilfe für mich?
Zunächst: Bist du in akuter Gefahr, wähle bitte die 112. Nur dort kann dir in wenigen Minuten geholfen werden. Im Zweifelsfall ist es besser, die 112 einmal zu viel als einmal zu wenig zu benutzen.
Wenn es sich nicht um eine akute Not handelt, gibt es noch viele weitere Optionen, die dir helfen können.
Es ist äußerst wichtig, dass du einen Weg findest, dein Erlebnis von Gewalt zu verarbeiten. Es gibt verschiedene Optionen für dich, die wir hier und auch im Bereich "Hilfsangebote" für dich zusammengefasst haben. Zum einen findest du dort den "Hilfekompass", der dir sagt, in welcher Situation welche Hilfe sinnvoll ist. Du findest aber auch ganz konkrete Anlaufstellen zum Thema Gewalt, die du direkt über die App kontaktieren kannst! Grundsätzlich gibt es für dich folgende Möglichkeiten:
Stufe 1: Sprich mit deinen Lehrern oder Freunden über deine Situation. Wenn du dich ihnen gut anvertrauen kannst, erzähle ihnen, dass du etwas schlimmes erlebt hast und es dir schlecht geht.
Stufe 2: Suche ein Beratungsangebote auf, wenn du dich mit Stufe 1 nicht wohl fühlst. Dort kannst du mit einer:einem Expert:in über dein Erlebnis von Gewalt sprechen. Es gibt viele kostenlose und anonyme Beratungen, die dir weiterhelfen können. Neben Online- und Telefonangebot gibt es auch Beratungen in deiner Nähe. Alle Anlaufstellen zum Thema sexuelle Gewalt findest du im Bereich "Hilfsangebote".
Stufe 3: Suche ein:e Psychotherapeut:innen auf, um dein Erlebnis zu verarbeiten und therapeutische Unterstützung zu bekommen. Therapeut:innen unterliegen der Schweigepflicht und sind ausschließlich für dich da. Eine vollständige Liste findest du auch im Bereich "Hilfsangebote".
Stufe 4: Wenn du über mehrere Monate unter dem Erlebnis leidest, ein normales Leben nicht mehr möglich ist und du schon die ersten 3 Stufen ausprobiert hast, kommt auch eine (teil-)stationäre Psychiatrie infrage. In diesen speziellen Krankenhäusern wird sich intensiv um dich gekümmert und ein Weg erarbeitet.
Wichtig ist, dass du dich traust über deine Situation zu sprechen. Nur so kannst du Hilfe und die notwendige Unterstützung bekommen.